Sie sind die Letzten ihrer Art im Hamburger Hafen, der zehn Prozent des Stadtgebietes der Freien und Hansestadt Hamburg ausmacht. Südlich der Elbe und abseits des Tourismus versorgen nur noch eine Handvoll Container-Imbisse die Schichtarbeiter und Trucker mit deftiger und ehrlicher Hausmannskost. Der Ton ist rau, aber herzlich. Die Besitzer bieten ihrer Kundschaft frühmorgens nicht nur Essen an, sie sind auch Seelentröster für ihre Klientel. Und in den Container-Imbissen erfährt man auch gleich noch die neuesten Hafen-Infos.
Diese kleinen Institutionen sind auf der Veddel, auf dem Kleinen Grasbrook oder auf Steinwerder einfach unersetzlich. Frikadellen, Bratkartoffeln und belegte Brötchen mit Wurst, Schinken und Spiegelei sind der Renner. „Salate mögen sie hier nicht“, sagt Odo Wehr. In seinem 25-Quadratmeter-Container Odo`s Kaffeeklappe nahe des Kreuzfahrtterminals Steinwerder wird Tacheles geredet. „Außerhalb des Hafens kannst du denken, das ist ein Arschloch, hier kannst du es sagen“, meint Odo.
Der 50-Jährige steht werktags immer „morgens“ um 22.00 Uhr auf. Er wohnt im niedersächsischen Bienenbüttel und ist spätestens um 1.00 Uhr in seiner Kaffeeklappe, damit die Leute im Hafen versorgt werden. Dann schmiert er Brötchen im Akkord und brät haufenweise „Knastpralinen“, wie er seine Frikadellen nennt. Das „Einfache“ sei sein Markenzeichen, und das seit nunmehr 21 Jahren.
Wenn der Hauptandrang in den frühen Morgenstunden vorbei ist, startet Odo´s Mitarbeitender Tobi um 5.00 Uhr mit dem Verkaufswagen. Zu bestimmten Zeiten fährt er verschiedene Stationen an, um die Schichtarbeitenden auf Firmengeländen mit Essen zu versorgen. Vieles ist vorbestellt. Die Kundschaft kommt dann zum Verkaufswagen und holt ihr Essen ab. Alles ist zeitlich genau durchgetaktet. Auch Containerinspektor Tom Buss holt seine belegten Brötchen ab. Er arbeitet für den Hamburger Container Service, einem Fachbetrieb für die Reparatur und Reinigung von Leercontainern. Tom nimmt die Container genau unter die Lupe und erstellt Schadensberichte.
Auch Konstruktionsmechaniker Uwe von der Schiffswerft MA Flint holt sich vor der Arbeit um 6.00 Uhr Brötchen von Odo. Diesmal muss er in der Werft auf Steinwerder einen riesigen Schiffspropeller abschrauben.
Die alten, traditionellen Kaffeeklappen im Hamburger Hafen sind schon lange ausgestorben. 1887 wurde der Verein für Volkskaffeehallen gegründet mit dem Zweck, „den weniger Bemittelten“ möglichst billige und der Gesundheit förderliche Speisen anzubieten. Der Volksmund schuf schnell den Begriff der „Kaffeeklappe“. Um 1914 existierten im gesamten Hafengebiet ca. 20 von ihnen. Das spätere Verschwinden der Kaffeeklappen ist ein Beispiel für den industriellen Wandel im Hamburger Hafen.
Der Kleine Grasbrook ist das berufliche Zuhause von Magdalena Meierdirks. Die 58-Jährige hält in ihrem Container-Imbiss Zum Lütten Foffteiner noch die Stellung. Dort wird sie nur Lena gerufen. Ihre fast nur männliche Kundschaft sind vorwiegend Fernfahrer. Von denen gibt es auch schon mal Heiratsanträge. Der HHLA Terminal O`Swaldkai liegt direkt neben ihrem Imbiss. Lenas Sprüche und ihr Wortwitz sind legendär. Es traut sich jedenfalls keiner, in ihrem Revier über die Stränge zu schlagen. Am Nachmittag fährt sie dann noch regelmäßig zum Großhandel, um dort frische Ware zu besorgen.
Während Lena seit über 20 Jahren im Imbiss steht, ist Senad Dulic noch neu in seinem Geschäft Veddel Diner nahe des Spreehafens. Der in Hamburg geborene Senad bietet deutsche Hausmannskost an. Für ihn ein Kulturgut, was erhalten bleiben muss. Zusammen mit seinem Kumpel Mirko schnippelt er selber die Kartoffeln, klopft in der kleinen Containerküche die Schnitzel flach und bietet täglich einen Mittagstisch an. Spezialität: Gulasch mit Nudeln.
Das NDR Team ist in die Imbisswelt des Hamburger Hafens eingetaucht und hat zahlreiche Menschen mit dem „Herz am richtigen Fleck“ getroffen.
Mehr dazu:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die_nordstory/Deftige-Kost-und-deftige-Sprueche,sendung1331904.html
Weitere Dokus findet ihr in der ARD Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/dokus
Erstausstrahlung: 31.03.2023
#ndr #doku #hafen
37 Comments
Tom
Der Typ da der kommt nisch aus Hahmbursch!
Das isch also ein lüschner!
Win Kler
Bei diesen Video werde ich richtig emotional. Ehrliche Arbeit für ehrliches Geld.
Linda k
Ich liebe eure Dokus ❤
TheJC
Das ist so schön so vielen Unikaten bei der Arbeit zuzusehen :)
Florian Richter
Ich weiß das Video soll etwas Anderes vermitteln, aber mich macht das ganze Video unfassbar traurig. Ich könnte so nicht leben. Das ist ja reinste Depression
Guido R.S
34:27 Boah hab ich mich erschrocken :D
Katja xxx
Leute, ich krieg Hunger, Hausmannskost ist 100x besser als Sternerestaurant
Benjamin Decker
Was machen wir nur wenn diese ganzen hart-arbeitenden 70+ Leute hier in Rente oder Tod sind? Da kommt nichts nach.
sleds
"Es ist weit mehr als ein triviales abholen von Essen und Trinken. Es ist ein Soziotop, wir haben 'nen kleinen Schnack am Laufen über zwei Minuten." Der Mann kann sich artikulieren :D
Markus Dinkler
Lütten Foffteiner – glaub ich lese nicht richtig – haltet Euch fest, ne Bratwurst, ne Fikadelle, wo wir Franken sagn Fleischküchle und ein paar Pommes für sage und schreibe 11,40 € bei einem Imbiss im Stehen – die haben doch einen an der Waffel – geht gar nicht egal wie gut die sind. Würde bei uns in Franken kein Mensch kaufen, Wert wenn gut gerechnet höchstens 7,50 – 8,00€ aber niemals 11,40 €
E stabil
Einfach Woody Harrelson
Alexandre Samson
So muss das sein!!! Ehrliche Arbeit!!! Ruhige Seele
Wurmfutter
Ich erinnere mich an die Zeit, die der Herr ab 8:05 anspricht. Waren damals um die 2000er rum nicht nur die Werften, sehr viele Branchen haben damals nicht ausgebildet, sehr viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz gefunden – also GAR KEINEN, nicht nur den gewünschten nicht.
Das holt die Betriebe jetzt ein.
Tobi Rainer
der Unterschied zu den Hipp Buden in der Stadt oder die sich breit gemacht haben in den letzten Jahren ist schon extrem
Warum bist du so ?
da muss er schon ne weile streichen damit das bisschen mett nach viel aussieht xD
Tinchen
Schön zu sehen dass es auch noch normale Arbeiter gibt, das will ja fast keiner mehr machen. Hut ab, jeder wird gebraucht! Tolle Doku!
Prod. Lurikmadethisbeat
Der junge Mann ist einfach Bombe
V VS
schön gelb
Rudi aus Buddeln
NDR Dokus sind immer top. Liebe geht raus ❤
Hazel
Echte ehrliche Menschen, die, die noch arbeiten und den Rest mit durchschleppen. Danke Jungs Ihr seid spitze. Liebes NDRTeam – wie immer wahnsinnig gute Arbeit- DANKEschön!
Fresh Denti
25:11 da hat er aber einer gerissen der LKW Manni
Jaime Mint
dickes Kompliment, echt tolle Dokus, die Imbissszene ist wirklich ehrenhaft, ehrlich und qualitativ wie man sieht der Knaller, allen viel Erfolg, gute Geschäfte und bleibt gesund!
Manu
Das sind die Leute, die sich noch die Fi ger schmutzig machen, die mit körperlicher Arbeit unsere Wirtschaft am laufen halten. Und zwar sowohl fie hinter, als auch vor der Theke. Müsste man als Lehrfilm der verzogenen work life balance Jugen zeigen.
Christian Preissler
Diese Menschen machen noch ehrliche Arbeit! Leider kann ich mit 40 nicht mehr arbeiten!
manbeerpig_
15:35 geil, die ludolfs mal wirklich privat zu sehen
Marius Krause
Da siehste auch, an wem die Intelligenz im Sprint vorbeigelaufen ist.
Deilor
Eine Doku für das Herz ❤. Vielen Dank
EyAltaaa0811
Schön das es sowas noch gibt. Hoffentlich noch sehr lange. Wenn ich mal im Hamburg bin … !!!
Sonnenmann8
Die Leute sollten sich vegan ernähren
nornje
Schön!
A. Kayser
Wat Moi. Tolle Menschen, tolle Doku. NDR und unser Norden halt.
Wouter Bikkel
Sehr schön gemacht! Danke NDR.
Mindprinter Official
Werd nie verstehen, warum man sich Jobs mit solchen zeiten aussucht.
Da schwindet doch einfach Lebensqualität.
Gar kein bock auf sowas, aber gibt ja anscheinend genügend Menschen, die sowas mit einer ungesunden Ernährung, wenig Tageslicht und schlechter Bezahlung mitmachen.
Warum auch immer. Vielleicht ist denen die schlechte Situation gar nicht bewusst und kennen auch keine besseren alternativen. Naja
N.Abhinav Chandrasekar
Solche Medien sollte man schätzen, dafür bezahle ich gerne die Rundfunkgebühr
Kensho
Ehrliche Leute ,ehrliches Leben. Das liebe ich an Deutschland.
one2three christhatsme
–
dubscope
eine Portion Herzinfarkt inklusive